Der moderne Europäer

Und nun zu dem, worum sich all unser Bemühen dreht.

Leset langsam. Verinnerlicht. Leset auch die Pausen. Lasset zu.

Ist es nicht eigenartig? Das Klima wird immer wärmer und die Menschen geradezu immer kälter? Was verrät uns dieses Bild? Was ist es, das dieses Bild uns zu sagen, zu zeigen, zu denken vermag?

Das für viele Menschen Unheimliche, Ungeheuerliche, Unverstandene, Ungewisse, Unnahbare, allen Wahrnehmungen, Gefühlen und Stimmungen zehrend zu Grunde Liegende, Mitschwingende und geradezu auch sich Allem immer wieder Entziehende, aus dem Unterschiedlichen durchwegs Entschiedenes formend, aus dem augenscheinlich Ununterscheidbaren täuschend Zutreffendes lichtend, so dass es immer zu stimmen scheint, das ist,

langsam,
Schritt für Schritt,
Wort für Wort,
Augenblick für Augenblick,
Klang für Klang,
Zorn für Zorn,
Mass für Mass,
Liebe für Liebe,
Freude für Freude,
Hand für Hand,
Helle für Helle,
Tag für Tag,
Nacht für Nacht,
Licht für Licht,
Stern für Stern,
Stille für Stille
Dich für Dich,
Dich für Du und
Du für mich,
Innewerden,
langsam.

Die heutige, moderne, fortschrittliche Zeit versteht es aufreibender denn je, zu treiben. Getriebene eilen über die Wiesen, Felder, Strassen, Gassen, Plätze, Foren, Buchten, Ufer und Strände. Das aufreibende Zeitmass tragen sie in ihren Händen und haben wohl befohlen, vergessen, es weg zu werfen, über Bord zu werfen. Elementarer Weise ziehen die Menschen das nicht einmal mehr in Betracht. Es kommt in ihrem Denken gar nicht mehr vor. Die fundamentale Verwandlung gelang und die Menschen wurden die bedeutsame Zurüstungen der die ganze erdnahe Raumzeit und ihre Bevölkerung umfassende digitale Illusion. Die ganze? Nein, in abgelegenen, (noch) nicht gerodeten und (noch) nicht entwurzelten Gegenden unseres wunderbaren, blauen Planeten, da gibt es sie noch, die himmelschreiende Harmonie, die sich der Offenheit verschrieben habende Fügung, den Einklang, in dem Planzen, Tiere und Stimmungen stets aufs Süsse die Dankbarkeit probieren, neue Welten orchestrieren.

Die Speiseröhre, die Weltachse, der aus den nordischen Sagen überlieferte Weltbaum Yggdrasil des menschlichen Körpers, erinnert und birgt die eindeutigen Bilder zur Ursache der Vereinsamung, Vereinzelung und Entwurzelung des Menschen. Dort, wo die normale in die Reflux-Schleimhaut übergeht, am Übergang, am Ufer, ja dort, wo sie Gefahr läuft, übersehen zu werden, ja dort stehen sie die zarten, wundersamen Zeichen, die ergreifenden Hilfeschreie der Natur. Fein gewobene Ringe, Kreise, Linien, Hebungen, Senkungen, Bogen, Sprünge und Pausen kräuseln sich wie das weite Meer in die schützende Geborgenheit der fein ziselierten Stufe, an der die eine, die normale, in die andere, die Reflux-Schleimhaut anhebt: „Ich sage Euch, ihr seid der Mangel, der Ausbleib. Ich sage Euch, ihr seid die Entwerteten, die sich zu Grunde Richtenden. Wehrt Euch und hört auf zu gefallen. Wie tief noch wollt ihr fallen? Nehmt mein Licht und werdet Helle. Die Sterne, das Lachen, die Freude ist in Euch. Endet mein Weinen, mein Leid, denn Ich bin Euch Euer stilles, laut, unheimlich laut schreiendes Zeichen“.

Und so blinzeln wir täglich betroffen zu den Sternen, die wir in uns tragen, zum Orion, zum Hundsstern Sirius, dem Begleiter des anderen Mondes, dem Jäger, dem tiefweiten Verkünder aller Augenblicke der Raumzeit. Das lässt sich nicht sagen. Das hat sich noch nie sagen lassen.

Die Zunge im Ausgang der Speiseröhre ist anders gefärbt und spaltet der Worte viele, manche und diese: „Wir brauchen eine neue Sprache, ein neues nächtliches Denken, eine neue Zuflucht, neue Ufer, Küsten und Bänke für unsere Zeit. Die heimlich betenden Hände sie senden die Träume der Sehnsucht dem Tag. Verwunderung, das alte Auge, das Horus Auge seit je, entlockt den Sümpfen das Lachen, den Bächen den Rausch, den Fischen den Tag. So werden sie gefangen, im Netz. Gefangen im Netz. Und Du? Dem Fisch folgt der Wassermann, der Jungfrau gegenüber. Und wir? Die lächerlichste Pause der Welt? Verschluckt Euch nicht an Eurem eigenen Rückfluss und vergesst nicht, Euch zu bedanken. Die Kopflosigkeit der Bilderstürmer und Zeichensetzer. Ist es das?“.