Grundlagen
Die Achalasie (griech. achalasein; nicht nachlassen, öffnen) ist eine seltene Transportstörung der Speiseröhre (Häufigkeit: 1/100.000 Einwohnern, beide Geschlechter gleich häufig betroffen). Die Speiseröhre ist ein Muskelschlauch für den Transport von Nahrung vom Hals in den Magen. Die koordinierte Pumpfunktion ermöglicht den regelrechten Transport durch die Speiseröhre. Dabei öffnet sich der Ringmuskel im Ausgang der Speiseröhre. Die Nahrung gelangt in den Magen.
Bei der Achalasie kommt es zu einer Zerstörung der Nerven, die den Nahrungstransport und das Öffnen des Ringmuskels im Ausgang der Speiseröhre koordinieren. Schluckbeschwerden sind die Folge.
Ursachen
Die genaue Ursache für die Achalasie ist unbekannt. Achalasie kommt in Mittelamerika und Südamerika im Rahmen einer Infektionskrankheit (Chagas Krankheit) vor. Dabei werden die Nerven durch die Infektion mit einem Erreger zerstört (Trypanosoma cruzi). Die Übertragung erfolgt über die Raubwanze.
Die andere Form der Achalasie dürfte durch eine Autoimmunkrankheit bedingt sein. Dabei entzünden und zerstören die Blutzellen körpereigene Nervenzellen der Speiseröhre.
Beschwerden und Symptome
Die Beschwerden und Symptome bei Achalasie beginnen mit Schluckbeschwerden für feste, dann auch für breiige Nahrung. Letztendlich können auch Flüssigkeiten nicht mehr geschluckt werden. Geschlucktes bleibt vor dem Ausgang der Speiseröhre stecken. Dabei kann es auch zu Sodbrennen und krampfartigen Schmerzen in der Brust kommen. Würgen, Erbrechen, Essstörung und Gewichtabnahme sind die Folge. Soziale Dimension: Essen in Gesellschaft ist nicht mehr möglich.
Abklärung und Diagnose
Die Abklärung der Achalasie beginnt mit einem speziellen Schluckröntgen (Videokinematographie des Schluckaktes). Dabei erkennt man Hinweise für eine Achalasie:
Dann erfolgt die Druckmessung der Speiseröhre. Diese zeigt das typische Druckkurvenbild. Man erkennt:
Behandlung und Therapie
Hausmittel: Betroffene wissen, dass es Augenblicke gibt, wo die Schluckstörung nicht so stark ausgeprägt ist. In diesen Situationen gelingt die Nahrungsaufnahme. Gut eignen sich: eingeölte, zerkleinerte Nahrung, Nachschlucken von Wasser, Herumgehen und Hüpfen (Schwerkraft).
Keine Therapie kann die Ursache der Achalasie beheben, sie beseitigt nur die Wegsamkeitsstörung im Ausgang der Speiseröhre.
Die Behandlung und Therapie bietet 3 Möglichkeiten:
Ergebnisse: 5 Jahre nach der Operation haben über 90% der Patienten/Innen keine Schluckstörung mehr. In ganz seltenen Fällen ist die Entfernung der Speiseröhre notwendig (< 2% der Fälle).
Vergleich Dehnung und Operation:
Wenn in dafür spezialisierten Zentren durchgeführt, sind Dehnung und Operation gleich wirksam, die Schluckbeschwerden zu beheben. Allerdings sind 2-3 Dehnungen notwendig, um die Wirkung der Operation zu erzielen. Die Dehnung führt zu mehr Komplikationen (Perforation, 4%-10%). Bei sehr hohem Druck im Ausgang der Speiseröhre, täglichen Brustschmerze und einem Alter < 40 Jahre, empfehlen wir die Operation. Gerne beraten wir Sie zur Behandlung und Therapie der Achalasie.
Per orale endoskopische Myotomie (POEM): es handelt es sich um eine ganz neue Methode (engl. per oral endoscopic myotomy; POEM). Im Rahmen einer Endoskopie wird der Muskel im Ausgang der Speiseröhre von innen gespalten. Vorteil: minimal invasiver Eingriff, keine Hautnarben (Kosmetik). Die ersten Ergebnisse an 20 Patienten/Innen sind vielversprechend. Langzeitdaten sind abzuwarten.
Folgeerkrankungen:
Bei unbehandelter Achalasie besteht die Gefahr, zu verhungern. Die Nahrung bleibt in der Speiseröhre liegen und kann beim Liegen in die Lunge fließen (Gefahr einer Lungenentzündung).
Nach der Dehnung (> 70%) und Operation (20%-30%) kann es zu Reflux kommen. Dieser wird mit einer Therapie mit einem Magensäureblocker behandelt.
Die chronische Reizung der Schleimhaut der Speiseröhre durch die Nahrung kann zu einem Speiseröhrenkrebs führen. Davon sind in über 90% der Fälle Männer betroffen. Sie haben ein 8 bzw. 11 x höheres Risiko für ein Refluxkarzinom (Barrett Ösophagus) und ein Plattenepithelkarzinom (entsteht aus der normalen Schleimhaut der Speiseröhre).
Vorbeugen
Der Achalasie kann man nicht vorbeugen. Nach der Behandlung und Therapie empfehlen wir jährliche Endoskopien. Damit wollen wir Krebsvorstufen frühzeitig erkennen und behandeln können.
Selbsttest
Einen für Achalasie typischen Selbsttest gibt es nicht. Bei Schluckbeschwerden empfehlen wir eine sofortige Abklärung (Tumor, Reflux, Achalasie).
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